Zur Therapie einer Blasenstörung gibt es vielfältige Möglichkeiten. In manchen Fällen kann intensives Beckenbodentraining schon eine erhebliche Besserung bringen. Auch eine Änderung des Lebensstils oder die Einnahme von Medikamenten kann die Therapie positiv unterstützen.
Viele Betroffene suchen aus Scham oder mangelndem Bewusstsein für die Symptome nicht das Gespräch mit ihrem Arzt. Dabei ist die Abklärung und Therapie einer Blasenstörung sinnvoll und kann die Lebensqualität deutlich bessern. Die meisten Betroffenen müssen durch ihre Blasenstörung mit erheblichen Einschränkungen in ihrem Alltag leben, die sich vor allem auf die Aktivität und Spontanität auswirken. Viele Beschwerden lassen sich jedoch durch eine Behandlung vermeiden oder bessern. Für eine effektive Therapie müssen die Bedürfnisse und Lebensumstände des Patienten beachtet werden.
Der erste Schritt zur Behandlung einer überaktiven Blase ist die Diagnose und die darauf folgende Anpassung des Lebensstils. Das heißt, die gezielte und kontrollierte Auswahl der Flüssigkeiten, die Betroffene zu sich nehmen und auch die Kontrolle der Menge. Wasser ist für alle Funktionen des Körpers grundlegend, daher sollte keine Einschränkung der normalen Trinkmenge erfolgen. Die Art der Flüssigkeit spielt ebenso eine Rolle: Große Mengen Kaffee, Tee, kohlensäurehaltiger oder saurer Getränke sollten möglichst vermieden werden.
Auch der Zeitpunkt der Flüssigkeitsaufnahme kann die Therapie unterstützen. Macht die überaktive Blase insbesondere in der Nacht Probleme, kann unter Umständen eine Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr einige Stunden vor dem Zubettgehen helfen. Übergewicht kann Beschwerden verstärken, eine Gewichtsreduktion kann daher unter Umständen die Symptome lindern. Alle diese Möglichkeiten sollten mit dem Arzt abgesprochen werden.
Darüber hinaus ist Beckenbodentraining eine weitere nicht-medikamentöse Option zur Besserung einer Dranginkontinenz. Dabei soll sowohl die Beckenbodenmuskulatur gestärkt, als auch eine bessere Kontrolle des Harndrangs erlernt werden.
Es gibt verschiedene Medikamente, die bei einer überaktiven Blase eingesetzt werden können. In der Regel werden sogenannte Anticholinergika eingesetzt, die die Aktivität der Blasenmuskulatur dämpfen. Sie docken an die sogenannten Muskarin-Rezeptoren an, diese befinden sich in der Blasenwand. Das Andocken des Wirkstoffs blockiert die Übertragung von Nachrichten der Blasennerven an die Muskelzellen der Blasenwand. So wird die überaktive Blase reguliert. Für die Patienten bedeutet das meist, dass sie weniger Wasser lassen müssen, die Stärke des Harndrangs reduziert wird und so die Blase im besten Fall soweit kontrolliert werden kann, dass kein Urin mehr abgeht.
Bei der medikamentösen Therapie kann es zu Nebenwirkungen kommen. Da die Rezeptoren, an die die Wirkstoffe der Medikamente andocken, sich im gesamten Körper befinden, können diese auch dort Auswirkungen haben. Das kann für die Betroffenen folgende Nebenwirkungen bedeuten: Mund- und Hauttrockenheit, Sehstörungen oder Verstopfung. Die Nebenwirkungen können je nach gewähltem Medikament unterschiedlich stark auftreten, daher kann es sinnvoll sein, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, mehrere der Medikamente nacheinander zu testen. So kann das Medikament ausgewählt werden, dass keine oder am wenigsten Nebenwirkungen verursacht.
Bei einer Belastungsinkontinenz kann ein starker Beckenboden durch gezieltes Beckenbodentraining effektiv sein. Ein Vorteil dieser Therapie ist, dass in der Regel keine Nebenwirkungen auftreten. Die Beckenbodenmuskeln stabilisieren und verschließen Becken, Darm und Blase. Wie jeder andere Muskel kann auch die Beckenbodenmuskulatur trainiert werden. Dazu gibt es Kurse, die dabei helfen, die richtige Muskelgruppe anzusprechen und Übungen vermitteln, die, täglich angewendet, Linderung verschaffen können.
Weitere Informationen zum Beckenbodentraining finden Sie bei der Inkontinenz Selbsthilfe e. V.
Eine andere Möglichkeit des Beckenbodentrainings ist das sogenannte Biofeedbacktraining. Dabei findet über eine in der Scheide platzierte Sonde, eine Elektrostimulation des Beckenbodens statt. Auf diese Weise wird die Beckenbodenmuskulatur aktiviert.
Sollten diese konservativen Methoden nicht den gewünschten Erfolg bringen, können unter Umständen operative Verfahren in Betracht kommen. Dazu gehört z. B. das Einsetzen eines Bandes zur Stabilisierung der Blase.
Auch bei einer Belastungsinkontinenz können Medikamente eingesetzt werden. Bei Frauen können z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) eingesetzt werden, die auch über eine antidepressive Wirkung verfügen. Sie wirken auf die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin, da diese mitverantwortlich für die Steuerung der Schließmuskelfunktion sind. Die Einnahme steigert die Aktivität des Schließmuskels. Eine häufige Nebenwirkung ist Übelkeit. Hier kann es helfen, die Patienten langsam an das Medikament heranzuführen und die Dosis schrittweise zu steigern. Bei einem vorliegenden Östrogenmangel kann unter Umständen die Behandlung mit Östrogenen eine Besserung der Belastungsinkontinenz bewirken.
Hier richtet sich die Therapie nach der konkreten Ursache der Überlaufinkontinenz. Ist ein Hindernis für die Beschwerden verantwortlich, muss dieses beseitigt werden. Erst dann kann der Urin wieder normal abfließen. Meist ist in diesen Fällen eine Operation nötig, wie z. B. bei einer vergrößerten Prostata, Blasensteinen, Tumoren oder einer abgesenkten Gebärmutter.
Ist dagegen ein schwacher Blasenmuskel für die Überlaufinkontinenz verantwortlich muss der Urin über einen Katheter gezielt abgelassen werden. Auch Medikamente oder eine Elektrostimulation können ergänzend eingesetzt werden. Gerade in Kombination mit herkömmlichem Beckenbodentraining kann eine Elektrostimulation, die die Muskulatur reizt und damit trainiert, meist gute Erfolge erzielen.
Miriam Schaum