Ein herzhaftes Lachen oder ein kurzes Husten und das Missgeschick ist passiert – der ungewollte Verlust von Urin und die andauernde Suche nach einer Toilette sind unangenehm und belasten Betroffene meist stark. Blasenstörungen können einen erheblichen Einfluss auf die persönliche Lebensqualität haben.
Blasenstörung ist ein Sammelbegriff für verschiedene Störungen im Harntrakt. Nicht immer ist die Blase der Verursacher, wenn plötzlich Harn abgeht oder drängender Harndrang besteht. Blasenstörungen können vielfältige Beschwerden auslösen, neben häufigem Harndrang oder Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase, kann es auch zu Inkontinenz kommen. Bei Inkontinenz können Betroffene nicht mehr selbst kontrollieren, dass der Urin in der Blase gespeichert und im richtigen Moment entleert wird.
Man unterscheidet unter anderem folgende Formen von Blasenstörungen: Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Überlaufinkontinenz, Reflexinkontinenz und Mischinkontinenz.
Bei der Belastungsinkontinenz gibt es einen Auslöser, der zum unkontrollierten Urinabgang führt. Das kann Lachen, Husten oder spontane Anstrengung sein. Da der Urinabgang durch Druck auf den zu schwachen Blasenschließmuskel ausgelöst wird, nennt man diese Blasenstörung Belastungsinkontinenz.
Bei der Dranginkontinenz steht dagegen ein starker und anhaltender Harndrang im Vordergrund der Symptome, der mit einem unwillkürlichen Harnabgang einhergehen kann. Auch der Gang zur Toilette bringt meist wenig Erleichterung, da häufig nur wenig Harn abgeht und der Harndrang schnell wiederkehrt. Die Mischinkontinenz ist eine Kombination beider Formen.
Außerdem kommen auch Störungen nach Nervenschädigungen vor, etwa durch Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Bandscheibenvorfälle. Dabei entstehen meistens Probleme dabei, den Urin kontrolliert abzulassen und die Blase zu entleeren. Bei einer Reflexinkontinenz lässt sich z. B. die Funktion des Blasen- und Schließmuskels nicht mehr koordinieren. Ständige Kontraktionen des Blasenmuskels führen zu einem ungewollten Harnabgang. Außerdem führt die Unfähigkeit, die Blasenmuskulatur zu steuern häufig auch zu einer unvollständigen Blasenentleerung, sodass Restharn in der Blase verbleibt. Man spricht in diesem Fall von einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Detrusor (Musculus detrusor vesicae) und Sphinkter (Schließmuskel) sind beides Muskeln, die an der Blasenentleerung beteiligt sind. Bei einer Dyssynergie kommt es zu einer Störung des Zusammenspiels dieser beiden Muskeln.
Bei der Überlaufinkontinenz hat der Betroffene ebenfalls Probleme dabei, die Blase zu entleeren. Dies liegt aber meist an einer Behinderung der Harnröhre, z. B. durch eine vergrößerte Prostata, sodass sich der Urin in der Blase staut und irgendwann unwillentlich tröpfchenweise abgeht.
Die Behandlung richtet sich entsprechend nach der Form der vorliegenden Blasenstörung. Neben gezieltem Beckenbodentraining können speziell bei einer Dranginkontinenz auch Medikamente eingesetzt werden, z. B. Anticholinergika. Anticholinergika können die Aktivität der Blasenmuskulatur beeinflussen.
Ein hoher Risikofaktor für Blasenstörungen ist das Alter. Aber auch junge Menschen können von Blasenstörungen betroffen sein. Insbesondere nach Schwangerschaften, Unfällen oder Operationen können Beschwerden im Harntrakt oder Inkontinenz entstehen. Meist bringt die Blasenstörung einen hohen Leidensdruck mit sich, da sie sich stark auf den Alltag der Betroffenen auswirken kann.
Insbesondere wenn sich die Probleme mit der Blase bis zur Inkontinenz ausweiten, schämen sich viele Betroffene und erzählen es daher nicht ihrem Arzt. Es gibt jedoch eine Vielzahl von möglichen Behandlungen, die Patienten häufig von den Blasenstörungen befreien oder zumindest einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität ermöglichen. Lassen sich die Symptome durch eine urologische/gynäkologische Untersuchung nicht eindeutig klären, kann auch der Besuch bei einem Neurologen oder Psychotherapeuten hilfreich sein. Eine fachübergreifende Betrachtung der Beschwerden ist in vielen Fällen sinnvoll und nötig.
Miriam Schaum